Kleine Chronik der Kleinbahn Selters - Hachenburg AG
Umfangreiche Quarzitvorkommen im Herschbacher Becken, Tonerden und Basalte warteten um die Jahrhundertwende auf ihre Erschließung. Mit einer Schmalspurbahn sollte der für die feuerfeste Industrie gefragte Rohstoff, das Herschbacher Quarzit, nach Selters zur Staatsbahn transportiert werden. 1895 beantragte ein Komitee aus Herschbach den Bau einer Eisenbahnverbindung von Selters nach Hachenburg. Großes Interesse daran hatten auch die Quarzitgrubenbesitzer im Herschbacher Becken. Als Bauunternehmer konnte die AG für Bahnen und Tiefbauten zu Berlin-Schöneberg mit dem Generalunternehmer Philipp Balke gewonnen werden. Projektierung, Planung, Bau und Betrieb erfolgten durch diese.Schon im Herbst des Jahres 1899 konnte mit dem Bau der Strecke begonnen werden. Am 12. März 1900 wurde die Kleinbahn AG Selters – Hachenburg gegründet. |
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Von dem Aktienkapital sind oder werden aufgebracht: |
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1) In dieser Summe sind die auf 453.000 Mark veranschlagten Kosten für den Abzweig nach Hartenfels enthalten, da die Verhandlungen über die Aufbringung des Betrages noch nicht abgeschlossen sind. |
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Anfängliche Hoffnungen die Strecke noch im gleichen Jahr fertig zustellen, verzögerten sich durch Geländeschwierigkeiten bei Höchstenbach und längere Frostperioden im Januar und Februar des folgenden Jahres.Im April 1901 sind die Gleise zum einen von Hachenburg bis in die Nähe von Wahlrod und von Selters bis in die Nähe von Höchstenbach gelegt. Unweit von Höchstenbach stößt man immer noch auf Schwierigkeiten, wahrscheinlich muß die Strecke in diesem Bereich verlegt werden. Am 29. Und 30. Juli fand die Landespolizeiliche Abnahme der Kleinbahn von Selters nach Hachenburg statt. Die feierliche Eröffnungsfahrt für die Ehrengäste wurde mit einem Sonderzug begangen, der am 29. Juli Nachmittags von Hachenburg nach Herschbach fuhr. Unterwegs wurden die Gemeinde-vorstände der jeweiligen Orte in den Zug aufgenommen. Am Dienstag den 30. Juli wurde die Strecke nach Selters befahren.Am 1. Aug. 1901 wurde die Bahnlinie dem öffentlichen Verkehr übergeben. |
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Streckenlänge 23,31 km in Meterspur. Betriebsmittel: Dampflok. Betriebszweck: Personen- und Güterverkehr. Zur Erstausstattung der Bahn gehörten: 3 Dampflokomotiven von Henschel & Sohn, 4 vierachsige Personenwagen, 2 Post- und Gepäckwagen, sowie 54 zumeist offenen Güterwagen für Quarzittransport. Konzession beantragt für 90 Jahre. Betriebsmittelpunkt war Herschbach, Lokschuppen und Werkstatt. |
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Der Güterverkehr war hauptsächlich auf dem 5
km langen Abschnitt von Selters nach Herschbach vorhanden, während die 19
km lange Strecke nach Hachenburg dem Personenverkehr diente, der
Güterverkehr war hier bescheiden. |
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Im Jahre 1939 warb die Direktion mit einem Prospekt um Reisende im Ausflugsverkehr: |
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„Im Dreieck der beiden Bahnlinien, welche
von Limburg über Westerburg bzw. von Siershahn nach Altenkirchen führen,
bildet die Kleinbahn Selters – Hachenburg eine wichtige Querverbindung.
Sie vermittelt auf einer Strecke von annähernd 24 km den Eindruck eines
der landschaftlich reizvollsten Gebiete des mittleren Westerwaldes.
Überall im Verkehrsgebiet der Kleinbahn bietet sich reichlich Gelegen-heit
zu Ausflügen in die herben Schönheiten der Westerwaldlandschaft, in
riesige Wälder, an stille Weiher, auf Berge und Ginsterheiden. |
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Nach dem 2. Weltkrieg stiegen die Beförderungszahlen noch einmal an, doch
der Kraftverkehr auf der Straße nahm ständig zu. So wurde zu Beginn des
Jahres 1950 mit Hilfe der Kreissparkasse ein Omnibusbetrieb
zwischen Herschbach und Hachenburg eingerichtet. Die Benutzung des
Schienen-weges war nicht mehr Zeitgemäß, da die Bevölkerung die Wege zu
und von den einzelnen Stationen scheute. |
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Im Geschäftsbericht von 1951
(vom17.11.1951) finden wir folgendes: „Infolge Unrentabilität der Strecke
Herschbach – Hachenburg hat der Regierungspräsident in Montabaur am 1.
Februar 1951 und am 14. Juli 1951 die Stillegung dieser
Strecke genehmigt. Fünf Jahrzehnte mußte die Strecke von Selters nach
Herschbach die stillgelegte Strecke miterhalten, was nicht mehr tragbar
war.“
Seit dem 1. März 1951 wird das Quarzit
restlos über Herschbach mit der Kleinbahn befördert. Die während des
Krieges erbaute Verladeanlage in Marienrachdorf ist stillgelegt worden.
Der Lastwagenverkehr ist so gut wie ausgeschaltet! |
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sind 4 Omnibusse vorhanden. Die Linie Hachenburg –Koblenz ist an den Unternehmer Schardt in Herschbach gegen eine monatliche Zahlung von 1050,-DM verpachtet worden, während die Linie Schenkelberg-Herschbach-Montabaur im Auftrage der Bundesbahn gegen eine tägliche Entschädigung von 105,-DM befahren wird. |
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Nach der Stilllegung der Strecke Herschbach-Hachenburg wurde Dampflok Nr. 3 verschrottet, während Lok Nr. 2 noch einmal generalüberholt wurde. Lok 1 ist voll betriebsfähig, beide Lokomotiven haben noch eine Lebenserwartung von ca. 10 Jahren. Die letzte Feldbahn-Dampflok soll noch bis Anfang der sechziger Jahre existiert haben. Weitere 10 Jahre erfüllt die Bahn ihren Dienst. Rückläufige Beförderungszahlen im Personenverkehr lassen die Fahrpläne schrumpfen. 1957 gibt es nur noch ein Zugpaar. Auch die Quarzitausbeute läßt nach. Trotz Änderung der Besitzverhältnisse 1954, Umwandlung in eine GmbH, Ankauf einer Diesellokomotive und 3 Personenwagen von der Rendsburger Kreisbahn, das Ende der Kleinbahn war absehbar. Im Frühjahr des Jahres 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt, Ende Oktober fuhr der letzte Güterzug. Ab dem 1.11.1960 ist die Betriebspflicht auf der Kleinbahn Selters – Herschbach GmbH, früher Selters – Hachenburg AG erloschen. |
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Einzig eine Dampflokomotive hat die Zeiten überdauert. Dampflok Nr. 2 wurde 1957 an die NKAG = Nassauische Kleinbahn AG verkauft. Dort kam sie als Nr. 16 in Zweitbesetzung bis 1962 zum Einsatz. Seit dem 13. Juni 1981 steht sie als Denkmal in Nastätten, doch dies ist eine eigene Geschichte. |
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Beförderungszahlen: | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Bahnhöfe und Haltepunkte waren in: |
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Bahnhof (Bf) Selters (km 0), Haltepunkt (Hp) Rückeroth (km 3), Bf Herschbach (km 5), Hp Herschbach Nord* (km 7), Hp Mündersbach (km 9), Hp Marceau Denkmal (km 12), Hp Höchstenbach (km 14), Hp Winkelbach* (km 15), Wahlrod (km 16), Hp Nieder-Hattert (km 18), Hp Ober-Hattert (km 19), Hp Abtei Marienstatt* (km 22), Bf Hachenburg (km 24). Haltepunkte mit * wurden ab 1. Juli 1936 zusätzlich betrieben. |
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Die Empfangsgebäude in Hachenburg, nahe des DB Bahnhofs und Herschbach nebst Lokschuppen und Wasserturm stehen heute noch. Zwei kleine Bachbrücken in Herschbach, sowie die kleine Bogenbrücke beim Hofgut Sophienthal, hohe Dämme bei Höchstenbach sind weitere Zeugen dieser ehemaligen Bahnlinie. Selbst die Höhenentwicklung bei Höchstenbach, sowie die Dammschüttungen sind noch aufzufinden. |
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3 Naßdampf-Tenderlokomotiven für Meterspur gebaut 1900 von Henschel & Sohn in Kassel: |
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VT 1 Neulieferung
im Juli 1936, Hersteller: Talbot/Aachen |
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Dieser Text wurde für die Ausstellung im Landschaftsmuseum Hachenburg im Jahre 2001 ausgearbeitet |
Neubearbeitung im Dezember 2009 von Ulrich Neumann