Geschichte der Wirgeser Glasfabrik Teil 1 1891 - 1901/1902 |
„Fabrik feuer- und säurefester Produkte Aktien Gesellschaft mit dem Sitz in Vallendar“ |
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Am 31.05.
1884 wurde die
Eisenbahnstrecke (Limburg) – Staffel –Siershahn eröffnet.
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Im Jahre
1894 beschloß die
Verwaltung den Bau einer Glasfabrik und einer chemischen Fabrik, in
denen 600 Arbeiter Beschäftigung finden sollten. Mitte November
1895 folgte die
Herstellung von Flaschen und Großglas, Ballonflaschen für chemische
Erzeugnisse. Es handelte sich um 4 Schmelzwannen Dralle’scher Bauart.
Ende 1896 waren hier
über 1000 Arbeiter beschäftigt. |
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1896 gründete das Werk
eine eigene Werkfeuerwehr, die auch im öffentlichen Interesse tätig war.
1897 nahm die
chemische Fabrik ihre Produktion auf. Hergestellt wurden schwefelsaure
Tonerde, Schwefelsäure und Berliner Blau. Die Glasfabrikation dehnte
sich weiter aus, eine fünfte und sechste Wanne wurde
1897 in Betrieb
genommen. Mit dem Zuzug weiterer Arbeiter wurden neue Wohnhäuser gebaut.
Mit den Dornbergstraßen II und III vergrößerte sich die
Arbeitersiedlung.
Die
Gebäude für die Beamten und die Meisterwohnungen (heutige
Siemensstraße) bildeten eine ganze Straßenflucht, direkt neben dem
umfangreichen Werksgelände. Die Arbeitersiedlung umfasste 5 Straßenzüge
mit zusammen 400 Arbeiterwohnungen.
Im
Jahre 1898
beschäftigte das Unternehmen 1700 vorwiegend männliche Arbeiter,
einschließlich der Bauarbeiter und war damit das größte
Industrieunternehmen im Unterwesterwald. |
Die
Zweigniederlassung Wirges der „Fabrik feuer- und säurefester Produkte
Aktien Gesellschaft mit dem Sitz in Vallendar“ umfasste im Jahre
1898 vier verschiedene
Betriebe:
1. Die Chamottefabrik
2. Die Glasfabrik
3. Die Verschlußfabrik
4. Die Chemische Fabrik |
Die
Glasfabrik erwies sich als ernsthafte Konkurrenz zur Krugfabrikation des
Kannenbäckerlandes. Viele Mineralwasserbrunnen bezogen die Tonkrüge aus
dem Westerwald. Allein im Jahre 1875 lieferten die Wirgeser Krugbäcker
für 70.000 Mark Krüge an den fiskalischen Brunnen in Selters. |
Im
März 1901 wurde von
der Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den Generaldirektor
Böing von der Fabrik feuer- und säurefester Produkte AG wegen
Bilanzfälschung, erhöhte Dividendenauszahlungen, Unterschlagung von
Geschäftsunterlagen und unberechtigter Erhöhung der Gehälter und
Tantiemen für sich und seinen Bruder eingeleitet. Der Gesamtverlust
hatte über 7.000.000 Mark betragen. Nach Abzug der Rücklagen handelte es
sich immer noch um die Summe von 3.193.000 Mark.
Über
1400 Arbeiter waren im Sommer 1901
entlassen worden und die noch Beschäftigen bangten um ihren
Arbeitsplatz.
Im
Sommer 1901 hatte es
einen Generalstreik der Glasmacher gegeben. Das Zweigwerk der Fabrik
feuer- und säurefester Produkte AG in Wirges hatte sich an dem Streik
nicht beteiligt, weil die Gesellschaft nicht zum Glassyndikat gehörte.
Diesem Umstand war es zu verdanken, das in Wirges der gesamte
Lagerbestand abgebaut werden konnte. |
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Am
30. November 1901 fand
in Dresden eine außerordentliche Generalversammlung der
„Aktiengesellschaft für Glasindustrie, vormals Friedrich Siemens statt,
und ermächtigte mit großer Mehrheit den Vorstand, die „Fabrik feuer- und
säurefester Produkte AG in Vallendar“ zu erwerben.
(Quelle:
Nassauische Annalen Band 95, 1984 ab Seite 297) |
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Als langjähriger Mitarbeiter konnte ich 1997
noch vorhandene Dokumente und Fotos kopieren. Darunter auch einen alten Plan mit den Werksanlagen der Gründerfirma. Siehe oben. |